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Die Tiroler Landesregierung hat in ihrer Sitzung vom 24.11.1970 der Gemeinde Reith bei Seefeld gem. der Tiroler Gemeindeordnung 1967 folgendes in der Urkunde dargestellte Wappen verliehen:
Einen von Gold und Schwarz gespaltenen Schild im rechten goldenen Feld einen zum Schlage ausholenden, schwarz gekleideten Riesen und im unteren Teil des linken schwarzen Feldes einen nach rechts gewendeten goldenen Fisch. Die Farben der Gemeindefahne sind gold schwarz.
Das Wappen erinnert an die im Volke überlieferte Sage wonach der im frühen Mittelalter im Inntal hausende riesenhafte Bauer Thyrsus in der Gegend unterhalb von Reith, von dem aus dem Welschland kommenden gepanzerten Riesen Haymo im Zweikampf erschlagen wurde. Sterben soll Thyrsus gerufen haben, während sein Blut den moosigen Waldboden färbte: „Spritzts Bluat sei für dich und Leut guat!“ Auf diese sagenhafte Begebenheit gehe nach Meinung des Volkes der in der Gegend von Reith bis Scharnitz aufgefundene Ölschiefer zurück. Aus ihm brannte im Jahre 1576 erstmals Abraham Schnitzer ein heilendes dickflüssiges Öl. Das seither in der Human- und Tiermedizin unter dem volkstümlichen Namen Thyrschenbluat, Stink, Thyrschen- und Steinöl“ eine vielfältige Anwendung fand und durch folgende hausierende Ölträger in ganz Europa verhandelt wurde. Durch den Zillertaler Peter Grosch gelangte es im 18. Jhdt. Bis an den Bahnhof in Innsbruck. Der von Georg Rösch von Geroldshausen 1558 verfasste Tiroler Landreim rühmt dieses Öl mit den Versen „Auf Zirlerberg bricht das Thyrsenbluat Bitumen zu Latein gar guat“. Der goldene Fisch versinnbildlicht die in Ölschiefer in der geologischen Epoche des Mesozoikums Trias und Jura abgelagerten und versteinerten Meerestiere, die Grundsubstanz der ölführenden Gesteinspartien. Das aus dem Ölschiefer gewonnene sulfonierte und veredelte Schweldestillat wird heute in verschiedenartigen Darreichungsformen bei vielen Indikationen der Medizin unter dem Namen Ichthyol angewendet und in alle Welt ausgeführt.
Das Gebiet oberhalb Zirl bis Scharnitz war in älteren Zeiten eine geschlossene Waldfläche, die erst im Hochmittelalter durch Rodung urbar gemacht wurde. Der Name Reith weist auf eine Rodesiedlung hin. Die früheste urkundliche Nennung kommt in einer im Jahre 1260 vorgenommenen Grenzvermarkung zwischen Gütern der bayrischen Klöster Bendiktbeuren und Wessobrunn vor, worin es "auf dem Gereut" heißt. Im Bendiktbeurer Traditionsbuch vom gleichen Jahr wird der Ort Rute genannt. Nach dem Urbaren von 1288 und 1353 besaßen der Tiroler Landesfürst und das Kloster Wesobrunn grundsitzpflichtige Höfe in Reith. Laut inntaler Steuerbuch von 1312 bildete Gereute und Reutner keine eigene Steuergemeinde, sondern gehörte zu Zirl und wurde dem Gericht Hörtenberg (Telfs) zugerechnet. Jene Einteilung stimmt mit dem Untertanenverzeichnis vom 1427, ferner mit dem im Jahre 1461 angelegten Steuerregister vom Gericht Hörtenberg überein und bestand noch im Steuerkataster von 1626. Der Steuerkataster von 1775 fasste Reith und Leithen zu einer Steuergemeinde zusammen. 1811 unterstand Reith noch der Anwaltschaft Seefeld und ist seit 1816 eine selbständige politische Gemeinde. 1925 wurde Reith vom Verbande des BG Telfs losgetrennt und jenem zu Innsbruck zugeteilt. Kirchlich war Reith bis zur Erhebung zur Pfarre 1891 eine Filiale der Urpfarre Axams. Seit 1751 Kuratie.
Das dem heiligen Nikolaus geweihte Gotteshaus wird zuerst in einem Ablassbrief vom 1391 erwähnt. Die Urkunde wird durch unsere Unterschriften und das Landessiegel beglaubigt.
Innsbruck, im Juli 1971